Opfer – Leiden ist leichter als Handeln!

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Das ABC der Führung
Teil XXIII: Opfer
Kennen sie das Holzbein- oder Überlastet-Spiel?
Beim Holzbein-Spiel sucht der Mitarbeiter immer eine Entschuldigung, warum gerade etwas nicht funktioniert und er das nicht kann, um so etwaigem Misserfolg schon einmal vorzubeugen. Beim Überlastet-Spiel fühlt sich der Mitarbeiter ständig überlastet, verbreitet Hektik und ist der Typ Mensch, der niemals nein sagen kann. Er kann nicht gut delegieren, weil er kein Vertrauen in die Fähigkeiten anderer Kollegen hat, die wiederum ihm kein Vertrauen entgegenbringen. Beide Spielertypen suchen bevorzugt die Schuld bei anderen und flüchten sich in Rechtfertigungen, denn die Übernahme von Verantwortung gehört nicht zu ihrem Repertoire. Das Lebensmotto: Leiden ist leichter als Handeln!

Bedeutung/Definition:
Opfer: Kriminologisch betrachtet ist ein Opfer ein Mensch, der durch Ereignisse zu Schaden kommt. In der Religion verstehen wir ein Opfer als eine Darbringung an Gott und im Schach das absichtliche Aufgeben einer Spielfigur aus taktischen oder strategischen Gründen

Warum ist es wichtig, Mitarbeiter in einer Opferrolle zu erkennen?
Opfer belasten die Stimmung in einem Team, denn eine Opferrolle kostet bei den Mitmenschen immer Beziehung, worunter in der Regel die Leistung des Teams leidet.

Wie erkenne ich als Führungskraft einen Mitarbeiter in der Opferrolle?
Das Erkennungsmerkmal ist: Rechtfertigung! Mitarbeiter, die sich ständig rechtfertigen und durch ihr Verhalten, ihre Gestik und Mimik eine Führungskraft einladen, deren mehr oder weniger ausgeprägten Verfolgertendenzen nachzukommen. Leistungsträger sind selten in einer Opferrolle zu finden, was sich dem Grunde nach schon aus der inneren Haltung ergibt, denn Leistung und Leiden ist leichter als Handeln widersprechen sich.

Praxistipp:
1. Transparenz schaffen – dem Mitarbeiter seine Opferrolle erläutern
Hierzu bietet sich das Bild eines Lösungs- und Problemraumes an und die Frage an den Mitarbeiter, was er glaubt, wo er sich gedanklich gerade befindet.
2. Nachdem der Mitarbeiter mal wieder erklärt hat, warum gerade etwas nicht geht die Frage anschließen: Was tun Sie stattdessen? Jetzt unbedingt die Antwort abwarten, nicht helfen. Der Mitarbeiter muss selbst eine Lösung vorschlagen.
3. In der Regel kommt ein Lösungsvorschlag. Sollte kein Lösungsvorschlag vom Mitarbeiter kommen, dann empfehle ich folgende Überlegung: Warum glaube ich, dass dieser Mitarbeiter der Richtige an diesem Arbeitsplatz ist?

Risiken und Nebenwirkungen:
Reagieren sie bei Mitarbeitern in einer Opferrolle nicht mit Vorwürfen, denn Vorwürfe machen keine Freu(n)de. Mit Moral oder Schuldzuweisungen erreichen sie ebenfalls gar nichts, außer dass sie selbst in die Verfolgerrolle schlüpfen und der Mitarbeiter in der Opferrolle ihnen mal wieder erklärt, warum was nicht funktionieren wird.

No-Gos:
Spielen Sie auf keinen Fall das Spiel des Opfers mit und werden Sie nicht zum Verfolger oder Retter (Drama-Dreieck), vor allem nicht vor anderen Mitarbeitern.

Soweit genug für heute, denn…

Wer hat an der Uhr gedreht?
Ist es wirklich schon so spät?
Heute ist nicht alle Tage. Ich komm‘ wieder, keine Frage.

Ihr
Frank Uffmann