Werte – die schwierige Kündigung

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Das ABC der Führung
Teil XXVIII: Werte
Was passiert mit den drei besten Mannschaften der Bundesliga am Ende einer Saison? Sie spielen in der folgenden Saison in der Champions League, was die Chance auf sehr viel Geld für Verein und Spieler bedeutet. Da könnte schon mal der ein oder andere Spieler auf die Idee kommen, mit unfairen Mitteln, wie Handspiel oder einem versteckten Foul, dem Verein und damit sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Was passiert, wenn die erste unfaire Aktion eines Spielers vom Schiedsrichter nicht erkannt wird und somit erfolgreich (z.B. mit einem Tor) endet? Der Trainer und die Vereinsführung beklatschen ob des Erfolges den Spieler und damit passiert etwas sehr Spannendes: alle anderen Spieler achten genau auf die Reaktionen von Trainer und Geschäftsführung und richten sich im Folgenden nach der neuen Wertekultur im Verein aus. Die Anzahl der unfairen Aktionen steigt, weil immer mehr Spieler sich dieser Kultur anschließen, freiwillig oder auch unfreiwillig. Das ist natürlich ein fiktives Beispiel und Schiedsrichter und Videobeweis lassen eine solche Entwicklung gar nicht zu. Was aber passiert in einer Organisation ohne Videobeweis, einem ganz normalen Unternehmen?

Bedeutung/Definition:
Werte sind erstrebenswerte und subjektiv als moralisch gut befundene Eigenschaften, Qualitäten oder Glaubenssätze. Mit einfachen Worten beschrieben sind Werte unser innerer Kompass, der uns Orientierung gibt, um unser eigenes Handeln und das anderer Menschen einzuwerten.

Warum sind Werte in einer Organisation wichtig?
Jede Organisation hat eine Wertekultur, die sich auf der Metaebene befindet und bestenfalls identitäts- und sinnstiftend ist. Der einzelne Mitarbeiter findet Orientierung in der Wertekultur, wobei eigentümergeführte Unternehmen gegenüber managergeführten Unternehmen in Sachen Werteorientierung klar die Nase vorn haben, wie Studien belegen.

Wie lebt man als Führungskraft die Werte einer Organisation?
ln der Rolle des Vorgesetzten wird man jederzeit im Unternehmen und häufig auch in seiner Freizeit als Vorbild erlebt. Das trifft ganz besonders für die Werteskala einer Führungskraft zu. Das Maß für die Vorbildrolle wird dabei durch die Identität mit den Werten des Unternehmens bestimmt und kommt zum Ausdruck durch Denken, Sagen und Handeln.

Wann haben die Werte eines Unternehmens keinen Wert mehr?
Wenn die Unternehmensspitze diese Werte selbst nicht lebt! Beispiel: Stellen Sie sich vor, eine imaginäre Geschäftsleitung verordnet einem Unternehmen eine Rosskur im Sparen, insbesondere bei den Personalkosten, und durch diese Anstrengungen schnellt der Gewinn der Firma in die Höhe, was wiederum der Geschäftsleitung einen fetten Bonus beschert. Was, glauben sie, wird die Mitarbeiterschaft zum Wert Glaubwürdigkeit bezogen auf diesen Geschäftsführer denken oder vielleicht auch sagen? Gut, dass dieses Beispiel frei erfunden ist…

Praxistipp:
Die Kultur im Team ist in den zwei Dimensionen Performance und Werte dargestellt (siehe Beitragsbild), woraus sich vier mögliche Zuordnungen ergeben. Denken sie nun über ihre Teammitglieder nach und teilen sie ihre Mitarbeiter den vier Quadranten zu. Ist der eingangs beschriebener Fußballspieler für sie die schwierige Kündigung oder nicht?

Risiken und Nebenwirkungen:
Werte zu leben, hat aus meiner Sicht viel mit Einstellung und Haltung zu tun. Beispielsweise reicht ein Fehler oder ein falscher Satz und der Wert Vertrauen ist für viele Jahre zerstört.

No-Gos:
Wenn Mitarbeiter die ethischen und auch die moralischen Grenzen überschreiten, um daraus persönliche Vorteile zu ziehen, dann ist das für mich ein No-Go!

Fazit: Mitarbeiter beobachten sehr genau und passen ihr Verhalten an und so wird eine Führungskraft zum Maßstab der Wertekultur einer Organisation.

Soweit genug für heute, denn…

Wer hat an der Uhr gedreht?
Ist es wirklich schon so spät?
Heute ist nicht alle Tage. Ich komm‘ wieder, keine Frage.

Ihr
Frank Uffmann